Die letzten Tage in der Schweiz
Wenn das Fernweh uns zu unserer grossen Reise antreibt und der Termin der Abfahrt immer näher rückt, mischen sich in uns Gefühle, die uns unerwartet melancholisch stimmen. Es sind die Empfindungen, die man kennt, wenn man liebe Menschen zurücklassen muss – im Wissen, dass man sie eine ganze Weile nicht sehen wird.
In uns lebt mehr als nur die Sehnsucht nach der Ferne. Es ist auch die tiefe Verbundenheit zu jenen, die uns am Herzen liegen. Gefühle, die uns den Tränen nahebringen, wenn wir daran denken, dass die letzten Umarmungen, die letzten Worte und dann das lange Adieu bevorstehen. Ein Abschied auf Zeit – doch ein Wiedersehen, das länger auf sich warten lässt, als wir es gewohnt sind.
Diese Phase, so hatten wir es nicht erwartet, ist nun Teil unserer Vorbereitungen geworden. Schon jetzt verspüren wir eine besondere Sehnsucht – nicht nach fernen Ländern, nicht nach dem Zuhause, sondern nach dem Augenblick, wenn wir unsere Liebsten wieder in die Arme schliessen und ihre Nähe erneut spüren dürfen.
Wir glauben fest daran, dass wir das Richtige tun. Wir haben bei unserer letzten Reise erfahren, wie wichtig uns Begegnungen mit Menschen geworden sind, die uns ihr Lächeln schenken. Wie sehr wir ihre Freude genossen haben, dieses Gefühl, dass es Menschen gibt, die im Hier und Jetzt leben – ohne ständig in Vergangenheit oder Zukunft zu denken. Menschen, die sich ein besseres Leben wünschen, und doch ihr Schicksal annehmen. Jeden Tag aufs Neue kämpfen sie darum, die Familie mit dem Nötigsten zu versorgen – und tragen dabei eine Dankbarkeit in sich, für ihr Leben und für die Eltern, die ihnen dieses Leben geschenkt haben.
Und wie war es für mich, als wir Schwarzafrika das letzte Mal verlassen mussten? Da war eine tiefe Leere in mir, eine Stille, eine Traurigkeit. Mir fehlten die Menschen, die uns zuwinkten, die uns anlachten, die fasziniert an meinen Armhaaren zupften, weil ihnen das fremd war. Vor allem aber fehlte mir die Fröhlichkeit, die wir fast täglich erleben durften – obwohl wir nur ihre Gäste waren, Gäste, die so viel mehr besitzen als sie selbst.
Hier bei uns erleben wir das selten. Vielleicht, weil es uns zu gut geht. Vielleicht, weil wir ständig nach vorne schauen, weil wir oft zuerst das Negative suchen, und weil uns die Fähigkeit fehlt, echte Dankbarkeit zu zeigen.