Die Visas – Geschichten zum Haare raufen
Wer eine Afrika-Reise unternimmt, nimmt auch in Kauf, dass er immer wieder neue Visa einholen muss – und sich dabei auf manch sonderbare Begebenheit einlässt.
Jedes Land hat seine eigenen Regeln, die für uns oft schwer nachvollziehbar sind. Die einen schwören auf das e-Visum, das allerdings meist nur für Flugreisende vorgesehen ist, die anderen sind grosszügig und vergeben das Visum direkt an der Grenze.
Wir wollen nicht über Preispolitik diskutieren oder uns anmassen, die Arbeit der Konsulate zu beurteilen – doch manche Dinge treiben einen schlicht zur Verzweiflung.
So muss beispielsweise ein elektronischer Antrag im Internet gestellt werden, bei dem jedes Pflichtfeld ausgefüllt werden muss. Unter anderem werden Hotelbuchungen mit Adresse und Koordinaten verlangt. Klingt einfach, oder? Weit gefehlt.
Von unseren Navis und Google Maps sind wir gewohnt, Koordinaten als Zahlen einzugeben – mal in Dezimalform, mal in Grad, Minuten und Sekunden. Doch das Formular akzeptiert keine dieser Varianten. Nach mehreren Fehlermeldungen und einer längeren Internetrecherche stossen wir auf die Lösung: Es geht um das Koordinatensystem der ghanaischen Post, bei dem jede Adresse einen alphanumerischen Code besitzt.
Also suchen wir auf einer speziellen Karte die passende Unterkunft, klicken auf das Gebäude – und erhalten endlich eine Adresse voller Zahlen, Buchstaben und Striche. Nach zwei Stunden Suchen und Vergleichen sind die drei geforderten ghanaischen Postcodes gefunden.
Am Ende glauben wir, alles richtig gemacht zu haben, bestätigen die Zahlung an der Kasse und machen uns frohen Mutes auf zur Botschaft.
Doch dort heisst es: „Nein, Barzahlung geht nicht – Sie müssen zuerst bei der Bank einzahlen.“
Also los – eine Bank finden. Gezahlt werden soll in der Währung Leone, und die gibt’s nur in 10er- und 20er-Scheinen. Für die geforderten 3’240 Leone also 324 Banknoten abzählen!
Kein Problem, dachten wir – bis wir erfahren: Die Bank wechselt kein Geld. Zur nächsten Bank – gleiches Spiel. Erst nach langem Hin und Her zeigt uns ein Mitarbeiter jemanden, der uns zu einem Strassen-Geldwechsler führt.
Ja, die Bank schickt uns tatsächlich auf die Strasse!
Mit einem dicken Bündel Scheine geht’s dann zur Einzahlungsstelle – doch auch diese Bank nimmt keine Einzahlungen entgegen. Wieder Fehlanzeige.
Zum Glück treffen wir einen jungen Mann, der dasselbe Problem hat. Gemeinsam fahren wir mit ihm – unserem rettenden Engel – dreieinhalb Kilometer weiter zu einer Bank, die die Einzahlung tatsächlich durchführen kann.
Nach 30 Minuten Geldzählen endlich geschafft! Mit dem Einzahlungsschein in der Hand zurück zur Botschaft – weitere fünf Kilometer.
Doch die nächste Hürde wartet schon:
Unsere Antragsbestätigung wurde auf Deutsch ausgedruckt – weil der Browser die Seite automatisch übersetzt hatte.
„Wir brauchen das Formular auf Englisch“, heisst es streng am Schalter.
Aber alle Daten sind doch bereits online korrekt übermittelt! – „Nein, wir brauchen den englischen Ausdruck.“
Also wieder zurück an den Strand, 30 Kilometer entfernt, wo der Drucker im anderen Auto deponiert ist.
Einen Tag später sitzen wir wieder in der Botschaft, alles korrekt auf Englisch abgegeben, und warten seit 9:30 Uhr.
Ob wir das Visum heute wirklich bekommen? – Wir hoffen es.
Denn eines ist sicher: Diese Geschichte wird nicht die letzte rund ums Thema Visa bleiben.