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Mohamed 2

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Die Geschichte von Mohamed – Teil 2

Kaum etwas hat uns beim letzten Mal so menschlich berührt wie die Geschichte von Mohamed, dem kleinen Jungen, der seine Eltern verloren hat und nun mit seinem Onkel als Wanderarbeiter von Baustelle zu Baustelle zieht.
Ich sehe ihn noch vor mir: den schmächtigen Jungen mit dem 30-Kilo-Sandsack auf dem Kopf – fest entschlossen, dem Onkel zu helfen, statt in die Schule zu gehen.

Und nun steht er wieder vor uns.
Nicht, weil er wusste, dass wir wieder nach Sierra Leone kommen und denselben Strand besuchen würden wie beim letzten Mal – sondern weil wir es uns gewünscht haben. Wir wollten wissen, wie es ihm geht. Ob er Fortschritte gemacht hat. Ob er nun zur Schule geht.

Ja, Mohamed lebt immer noch beim Onkel, immer noch in derselben Gegend.
Doch als wir ihn fragten, ob er zur Schule geht, sahen wir in seinen Augen schnell die Antwort.
Er saß still bei uns am Tisch – ruhig, schüchtern, fast scheu, trotz der Geschenke, die er bekam: einen Fußball und zwei Taschenlampen. Und wir wollten wissen, ob er den Buchstaben „e“ nun richtig herum schreiben kann – den Buchstaben, an dem er beim letzten Mal so verzweifelte, als er seinen Namen „Mohamed“ zu schreiben versuchte.

Vier Bleistifte bekam er von uns, damit er es uns zeigen konnte.
Doch Mohamed konnte seinen Namen nicht mehr schreiben.
Er kannte das Alphabet nicht mehr.
Und zur Schule war er wohl auch nicht mehr gegangen.

Christine hatte Tränen in den Augen.
Was war passiert?
Wie kann es sein, dass ein 12-jähriger Junge, so wissbegierig und freundlich, nie die Chance hatte, Lesen und Schreiben zu lernen?

Etwas musste geschehen.
Wir konnten das nicht einfach hinnehmen.

Die Schule selbst ist kostenlos, doch die Schuluniform, das Essen und Schreibmaterialien kosten Geld – etwa 100 Franken pro Jahr. Geld, das der Onkel nicht hat, weil er selbst mehrere Kinder versorgen muss.
Wieder dachten wir an die Verdingkinder, ein dunkles Kapitel der Schweiz, auf das kaum jemand stolz sein kann.
Mohamed erlebt heute ein ähnliches Schicksal – nur in einem anderen Land, unter einer brennenden Sonne.

Wenn das Geld beim Onkel nicht reicht, bleibt Mohamed zu Hause.
Er hilft, trägt, arbeitet – aber lernt nicht.
Und in uns wächst der Kloß im Hals.

Natürlich – man kann nicht alle Menschen auf der Welt retten.
Aber dieser eine Junge, den wir in den Armen hielten, der uns zum Lachen brachte, der nie klagte – dieser Junge verdient eine Chance.
Denn ein Herz kann nicht einfach wegsehen.

Kaum jemand von uns könnte nicht auf 100 Franken im Jahr verzichten.
Und so beschlossen wir: Wir übernehmen Mohameds Schulkosten.

Die Besitzerin «Kamara» des kleinen Hotels, in dem wir wohnen, hat Mohamed ebenfalls ins Herz geschlossen. Sie versprach, sich um ihn zu kümmern – um die Uniform, die Hefte, und vor allem darum, dass er seine Hausaufgaben macht.
Sie wird ihm Zeit schenken, damit er eines Tages kein Analphabet bleibt.

Unser Versprechen gilt:
Wir überweisen 100 Franken für Mohamed.
Ob es später vielleicht einmal mehr wird – wer weiß?
Aber einfach weiterfahren, ohne ihm zu helfen, das könnten wir nicht.

Ja, es ist nur ein Tropfen.
Aber es ist ein Tropfen, der das Herz wärmt.

Uns geht es gut.
Den Menschen hier fehlt oft das Nötigste.
Während Mohamed jeden Tag Hunger spürt, sind unsere Sorgen – im Vergleich – winzig.
Das Leben ist nicht unendlich. Irgendwann müssen auch wir uns fragen, was unser Leben wirklich ausgemacht hat.

Danke, Mohamed.
Danke, dass du uns erinnerst, was Mitgefühl bedeutet.
Danke, dass du uns zeigst, dass Geben manchmal mehr heilt als Empfangen.
Und danke, dass du dich freust, am Montag wieder zur Schule gehen zu dürfen.

Bei diesem Gedanken wird unser Herz warm.

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