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Grenzabenteuer

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Grenzabenteuer Ghana - Togo

Was zum Schmunzeln

Nun sind wir zwei Tage in Togo, der einstigen deutschen Kolonie, die später von Frankreich verwaltet wurde. Wir haben eine Grenze gewählt, die wohl nur selten Touristen in Angriff nehmen. Die Ausreise aus Ghana verlief "einfach afrikanisch".

Der Beamte, der das Carnet de Passage abstempeln musste, war total überfordert. So mussten wir ihm erklären, was er tun soll: Oben den Stempel hin, dass wir das Fahrzeug ausgeführt haben, und den unteren Teil abtrennen, damit er diesen für sich behalten kann. Was dann mit diesem Teil geschieht … wir wissen es nicht. Ob er jemals mit dem Teil zusammengeführt wird, der bei der Einreise abgetrennt wurde? Das wissen wohl nur Eingeweihte.

Dann ging es zur Polizei, wo uns fünf Beamte empfingen – davon vier Frauen und ein Mann. Die eine hütete ihr Kind hinter dem Schalter, die zweite ließ uns ein Formular ausfüllen, das akribisch kontrolliert wurde. Die dritte meinte wohl, einen Fehler entdeckt zu haben, schritt sofort zur Tat und strich ganz dick eine Zeile durch. Plötzlich bemerkte sie jedoch, dass sie sich wohl getäuscht hatte. Also nahm sie einen neuen Zettel und füllte ihn selber aus – wahrscheinlich wollte sie uns nicht zeigen, dass sie unsere eigentlich richtigen Angaben durchgestrichen hatte. Da sie jedoch beim Namen alles Buchstabe für Buchstabe vom alten Zettel abschreiben musste, dauerte dies etwas länger. Aber wir sind ja in Afrika, und wir ließen uns nichts anmerken, dass sie große Mühe bekundete, den neuen Zettel ordnungsgemäß auszufüllen.

Dann mussten von der vierten Dame die Einreisestempel gesucht werden. Sie nahm sogar den Taschenrechner zur Hand, um auszurechnen, ob wir wohl wirklich nicht länger als 30 Tage in Ghana waren (eigentlich waren es ja nur 14 Tage, wie der Einreisestempel bezeugte). Als nun alles ordnungsgemäß geprüft war, wurde gestempelt: der Pass und das Formular. Hinten wurden noch Bemerkungen hingeschrieben und ebenfalls abgestempelt. Nun wurde das Handy gezückt, um alles ordnungsgemäß zu fotografieren: den Pass mit den Stempeln, die erste Seite, das Formular von hinten wie von vorne. Und dann war es so weit: Wir durften an die Grenze von Togo fahren, die über eine Brücke gut erreichbar war.

Auch hier bemerkten wir, dass wir wohl seltene Reisende aus Europa waren. Alles wurde minuziös von Polizei, Zoll und Militär geprüft – aber bearbeitet oder gar gestempelt? Das blieb ihnen vorenthalten. Das musste die nächste Anlaufstelle machen, die wir in 5 Kilometern erreichten.

Hier gab es zwei Büros: das eine war der Zoll, das andere die Immigration. Die Immigration wollte die Pässe zusammen mit unserem E-Visum genau prüfen. Der Zoll wollte das Carnet sehen, hatte aber keine Befugnis, es abzustempeln. Dies mussten wir beim nächsten Douane-Posten erledigen. Der Pass bekam nach eingehender, ca. halbstündiger Prüfung einen Einreisestempel. Dann wurde uns gesagt, dass wir uns in Lomé noch auf der Passstelle melden müssen, damit diese noch einen Aufkleber reinmachen können. Natürlich werden wir das nachholen.

Während des Wartens kam noch ein zivil gekleideter Beamter zu uns, der offensichtlich von der Drogenstelle war. Er wollte unser Auto inspizieren. Diese "Inspektion" entpuppte sich eigentlich als das Normale, das wir immer wieder erleben: Sie wollen eigentlich nur das Fahrzeug bewundern und sehen, wie unser Zuhause aussieht. Denn immer wieder erwähnen wir, dass dies unser Haus sei, und deshalb wollen sie unsere Dusche, Toilette und Küche genauer anschauen. Auch diese Prozedur verlief mit viel kumpelhaftem Lachen und gegenseitigem Spaß, besonders als sie die Toilette sahen. Dann wollen sie immer wissen, wo das Wasser hingeht oder wie der "dickere Teil" unserer Machenschaften entsorgt wird.

So vergeht die Zeit, bis wir weiterfahren können. Nach weiteren 5 km kam der nächste Zoll, der dann endlich befugt war, den Stempel in das Carnet de Passage zu drücken. Der eine Zöllner lag auf dem Feldbett. Der zweite hatte noch eine Kanüle im Arm – er hatte Malaria und musste wohl noch mal eine Infusion bekommen. Er war aber wahrscheinlich der Einzige, der wusste, wie das Carnet abgestempelt werden muss. Diesen Eindruck bekamen wir, weil er dies in einer Selbstsicherheit tat, die für Afrika erstaunlich war.

Sehr schnell haben wir bemerkt, dass Starlink hier in Togo nicht zu empfangen war, denn es war gesperrt. Und so mussten wir eine Telefonkarte kaufen, damit wir Internet haben. Dies war mit sehr viel Geduld verbunden, weil in Togo wohl viele bürokratische Hürden zu überwinden sind. Am Schluss war die Verkäuferin bereit, ihre eigene Adresse anzugeben, weil sie uns mit unserem Pass nicht anmelden konnte. So haben wir nun eine SIM-Karte, die einer togoischen Frau gehört.

Zu guter Letzt bemerkte ich, dass ich wieder keine Luft mehr im Vorderrad hatte. Und so musste ich im Regen, der gerade heftig vom Himmel zu fallen begann, den Reifen aufpumpen. Später an unserem Übernachtungsplatz habe ich bemerkt, dass wir einen Nagel eingefahren haben. Somit musste ich mein Können im Reifenflicken unter Beweis stellen. Wir werden sehen, ob ich alles gut gemacht habe.

Togo: Von kühlen Plateaus und verborgenen Brennereien

Nun stehen wir schon den zweiten Tag hier oben auf einem wunderbaren Plateau in Togo. Die Aussicht ist 1A und die nächtliche Kühle von 20 Grad tut uns gut – wir befinden uns immerhin auf über 800 Metern Höhe.

Die Geschichte von Philippe

Eigentlich wollten wir hier einen Deutschen besuchen, der durch seine Anmerkungen in "WhatsApp Afrika" unsere Neugier geweckt hatte. Wir wurden schon einmal auf ihn aufmerksam, da er in der Fernsehsendung "Bauer ledig sucht" mitgemacht hatte. Das Glück war ihm dort jedoch nicht hold; die zwei Frauen, die er eingeladen hatte, waren nach recht kurzer Zeit wieder verschwunden.

Heute ahnen wir, warum: Dies ist wohl keine Umgebung für die meisten Europäerinnen. Um hier in seiner Umgebung und mit seiner Lebensweise bestehen zu können, muss man wohl in Afrika geboren sein oder eine extrem spartanische Ader haben. Das meinen wir nicht wertend, sondern als ehrlichen Eindruck seines gewählten Lebensstils. Leider haben wir Philippe nicht angetroffen. Er leidet wohl an Malaria und musste mit seinen zwei Eseln ins Tal steigen, um sich behandeln zu lassen. Wer weiß, vielleicht treffen wir ihn noch kurz im Tal für ein Interview über seine Beweggründe.

Eine Entdeckung im Dschungel

Unsere Reise lebt von Beobachtungen, die man nicht im Reiseführer findet. Wir reisen nicht, um "Highlights abzuhaken", sondern lassen uns von Begegnungen führen. Auch heute wurden wir belohnt, als wir eigentlich einen Wasserfall suchten. Auf einsamen Wegen durch den Dschungel stießen wir plötzlich an einem kleinen Bach auf eine Schnapsbrennerei.

Ob legal oder illegal, wissen wir nicht, aber die Apparatur war eindeutig: Ein kühlendes Kupferrohr, aus dem am Ende wohl der Schnaps lief. Besonders auffällig waren die gefällten Palmen, an deren Schnittstellen Plastikkanister standen, um den Saft aufzufangen.

Was wir dort sahen (Recherche-Ergebnis):

Der Rohstoff: In die Kanister tropft der Palmsaft. Durch natürliche Hefen in der Luft beginnt er sofort zu gären und wird binnen Stunden zu Palmwein (Deha).

Die Methode: Wir sahen das sogenannte "tödliche Zapfen". Statt die Palme zu erklettern (nachhaltig), wird sie gefällt und "ausgeblutet" (destruktiv). Das bringt kurzfristig viel Saft, tötet aber den Baum.

Das Produkt: Hier wurde Sodabi hergestellt, der lokale Palmschnaps. Er ist fast heilig in Togo, wird für Ahnenzeremonien genutzt, hat aber oft einen Alkoholgehalt jenseits von Gut und Böse (50-70%).

Ob ich den Mut hätte, diesen Schnaps zu trinken? Ich weiß es nicht. Aber für uns war diese Beobachtung wieder ein wertvoller "Kieselstein" in unserem Reisemosaik. Es sind genau diese unerwarteten Momente, die unser Herz erfüllen – viel mehr als die großen Attraktionen.

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