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Dakar

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Die Reise nach Dakar und an den Lac Rose

Was für Erlebnisse auf Reisen, die uns so eindrücklich bleiben. Es sind Eindrücke, die uns ganz unverhofft begegnen und uns zum Nachdenken bringen – so wie in der Stadt Dakar.

Eine vierspurige Autobahn führt in die Stadt hinein. Man hat fast das Gefühl, man sei in Europa, denn die Zahlstationen erinnern stark an Frankreich. Wären da nicht die Fahrzeuge, die uns überholen oder die wir überholen müssen – teils 50-jährige Peugeots oder andere rollende Museumstücke.

So begegnet uns auch ein Auto mit der Aufschrift Schöni Elektro aus Biel. Das Kennzeichen ist jedoch senegalesisch, und das Fahrzeug war wohl einst in der Schweiz im Einsatz, bevor es ein Händler kaufte, weil es dort nicht mehr zugelassen wurde. Doch hier, auf dieser Autobahn, überholt uns dieser alte Lieferwagen – und läuft offenbar noch immer.

Nur ein paar hundert Meter weiter, beim Abzweig in die Stadt, wird die Straße zur Piste. Kein Asphalt mehr, nur braune Erde, tiefe Löcher und vom letzten Regen aufgeweichte Stellen. Wir durchqueren riesige Pfützen in der Hoffnung, dass sich darunter keine scharfen Gegenstände verbergen, die unseren Reifen beschädigen könnten. Zum Glück sind es nur wenige solcher Passagen – aber sie lassen das Adrenalin jedes Mal rasch ansteigen.

Autos drängen sich Stoßstange an Stoßstange durch diese Pisten – bei uns würde man wohl von stockendem Kolonnenverkehr sprechen. Dazwischen mischen sich bunte Sammeltaxis, die das wilde Straßenbild etwas aufhellen. Besonders auffällig sind alte Saviem-Lieferwagen SG2, die schon seit Jahrzehnten nicht mehr gebaut werden. Nach meiner Recherche wurde die Produktion 1982 eingestellt. Das heißt, diese Fahrzeuge haben oft 45 Jahre oder mehr auf dem Buckel – und sind dennoch täglich im Einsatz. Das spricht für eine erstaunliche Qualität.

Ein Wermutstropfen bleibt jedoch: die Luftqualität in Dakar ist miserabel. Das spürt man sofort. Schwarze Abgaswolken hängen über den Straßen, und wer empfindliche Lungen hat, würde hier wohl kaum lange durchhalten.

Wenn man den Blick aber auf die Menschen richtet, erkennt man, dass hier alle wahre Überlebenskünstler sind. Jeden Tag dasselbe – ein Leben in einer Stadt, die einem keine Ruhe lässt. Nur mental starke Menschen können hier bestehen. Hier kann sich niemand hinter einer Krankheit oder einer Ausrede verstecken, um mangelnde Leistungsbereitschaft zu erklären. Wer überleben will, muss robust und ehrgeizig sein.

Sicher werden mich manche für diese Worte kritisieren, so wie ich schon früher für ehrliche Beschreibungen angegriffen wurde. Doch wenn ich am Morgen mitten auf der Straße stehe und sehe, wie viele Kinder mit kleinen Eimern von Tür zu Tür ziehen und um etwas zu essen betteln, dann macht mich das tief nachdenklich. Der Überfluss bei uns – und die Überlebensstrategien hier.

Keinem Kind wünsche ich eine solche Kindheit, in solcher Armut. Am Morgen, um den Hunger zu stillen, ein Plastikkübel in der Hand – und die Hoffnung, jemand möge ein Stück Brot oder Reis abgeben. Und tatsächlich: Manchmal gibt der, der selbst kaum etwas hat, noch etwas ab. Ich habe ältere Frauen gesehen, die zwischendurch auch Münzen verteilten. Hut ab vor diesen Menschen, die das Wenige, das sie besitzen, noch teilen.

Und wir? Warum können wir, die wir doch alle so viel mehr haben, nicht auch ein wenig teilen? Ein kleines Stück abgeben – es würde uns an unserer Existenz kaum etwas ändern.

Meine Geschichte heute wird nicht jeder verstehen oder gutheißen. Aber ich muss sie schreiben. Ich kann meine Augen nicht verschließen und einfach weiter nur die schönen und amüsanten Seiten des Reisens festhalten. Entschuldigt mich, wenn ich euch damit konfrontiere.

Ja, die Fahrt durch die Stadt war notwendig – wir mussten das Visum für Guinea unbedingt holen. Die Botschaft war jedoch wieder einmal schwer zu finden, und Google führte uns an einen falschen Ort. Nur Alfred, unser Fahrer, bewahrte Ruhe und fand nach einer abenteuerlichen Irrfahrt schließlich die richtige Adresse. Der letzte Kilometer war selbst für ihn schwierig, da er nur das Quartier kannte. Nach sicher zehnmaligem Nachfragen bei den Bewohnern fand er schließlich die richtige Tür – und die Erleichterung war groß, für uns und sicher auch für ihn.

Für das Visum mussten wir etwa zwei Stunden im Vorhof warten, bis wir hereingebeten wurden. Nach weiteren rund einer Stunde hatte ich die Visa für alle drei Personen in der Hand. Der Botschaftsangestellte verlangte für seine Arbeit etwa 25 Franken pro Person – ein in Senegal beachtlicher Stundenlohn. Das Visum selbst kostete rund 60 Franken.

Danach ging es weiter zur Botschaft der Elfenbeinküste, die einfacher zu finden war. Leider erklärte man uns dort, dass Visa nur für Durchreisende ausgestellt werden, wenn es sich um ein Nachbarland handelt. Senegal grenzt jedoch nicht an die Elfenbeinküste. Nachfragen war zwecklos – und so gingen wir als Trost gemeinsam mit Alfred gut Mittagessen.

Wer Alfred ist und was er in Dakar macht – das erzähle ich euch in einer nächsten Geschichte.

Zum Lac Rose

Nach zwei Nächten in dieser Stadt, die wohl nie schläft, wollten wir wieder etwas Ruhe erleben und dem Abgasgeruch und dem Lärm entfliehen. Einzig der Muezzin, der fünfmal täglich zum Gebet ruft, war in diesem Quartier besonders. Für unsere Ohren klang es teilweise, als würde ein Chor alte Schlager singen. Jedenfalls war es nicht der eintönige Klang, den wir sonst gewohnt sind.

Eine sehr schlechte Stadtpiste führte uns über die rund zehn Kilometer lange Strecke, für die wir – mit einem kleinen Umweg – etwa zwei Stunden benötigten. Darin eingerechnet war auch ein etwa 15-minütiger Halt zum Geldwechsel, der noch nötig war. Ziel war der Lac Rose, jener bekannte Ort der ehemaligen Rallye Paris–Dakar.

Das letzte Mal, dass die Rallye Paris–Dakar am Lac Rose endete, war im Jahr 2000. Die ursprüngliche Rallye wird seit 2008 nicht mehr in Afrika ausgetragen, nachdem sie damals wegen Terrorgefahr abgesagt wurde. Heute ist die Africa Eco Race die einzige Rallye, die noch die traditionelle Route nach Dakar fährt und am Lac Rose endet.

An diesem legendären Ort hieß es für uns, etwas Nichtstun zu genießen. Ein Hotelcamp stellte uns dafür seinen Parkplatz zur Verfügung. Doch wer geglaubt hatte, hier Ruhe zu finden, täuschte sich gewaltig. Die Sanddünen rund um den Lac Rose sind voller Quadfahrer, Kamelreiter, Motorradfahrer und dienen zudem als Militärübungsplatz.

Die Motorradfahrer, die mit ihren frisierten Maschinen im Wheelie-Stil über die Dünen kurvten, strapazierten unsere Nerven doch ziemlich. Auch die Luftqualität war nur wenig besser als in Dakar, da immer wieder Taxis dicht an uns vorbeifuhren und ihre Abgase über unseren Platz wehten.

Der Kontrast zwischen Menschen, die sich hier vergnügten und genug Geld hatten, um ein Quad zu mieten, und den Kindern, die auch hier mit kleinen Eimern um Nahrung bettelten, war deutlich spürbar.

Das Bild des Lac Rose war leider zurzeit nicht rosafarben, doch ein Spaziergang am Ufer entlang war trotzdem lohnenswert – allein schon wegen der besonderen Atmosphäre dieses Ortes.

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